Hier ein Beispiel für eine Reihe von Projekten, die im Zeitraum 2016–2019 gemeinsam mit dem dänischen Fotografen Martin Thaulow (http://www.refugee.today) entstanden sind. Das Arbeitskonzept sah vor, die „Reise von der digitalen Pixelsprache zum Sandkorn“ auf zwei korrespondierenden medialen Ebenen sichtbar zu machen. Das Tourneeprojekt wurde in verschiedenen Aufenthaltszentren für Geflüchtete in Nordrhein-Westfalen umgesetzt und fungierte als kulturelle Begegnungsplattform zwischen Asylsuchenden und Einheimischen.
Martin führte das Fotoshooting – bestehend aus Einzel- und Gruppenporträts – mit seinem mobilen Fotostudio direkt in den Unterkünften durch. Alle Projektteilnehmer:innen erhielten die Möglichkeit, sich professionell porträtieren zu lassen. Immer wieder ergaben sich dabei kurze Gespräche, in denen die von der gefährlichen Reise gezeichneten Menschen ihre Erfahrungen teilten.
Anschließend wurden die Aufnahmen im Versammlungsraum der Einrichtung mit dem Sand-Media-Laserdrucker unfixiert auf Standard-A4-Papier ausgegeben. Diese Ausdrucke dienten als Vorlagen, um die Porträts unmittelbar in Sand zu drucken. Die Bilder verlassen damit ihre fixierte digitale Ebene und werden zu ephemeren Oberflächen: Digitale Informationen verwandeln sich in flüchtige Sandbilder – das Pixel wird zum Sandkorn.
Optional konnten die gedruckten Porträts mit unterschiedlichen Farbpigmenten weitergestaltet werden. Auf Tischen im Versammlungsraum standen Paletten mit verschiedensten Pigmenten sowie diverse Werkzeuge und Schablonen bereit, sodass jede Person den gestalterischen „Stitching“-Prozess – das Zusammennähen des digitalen Bildes mit sandigen Farbpigmenten – individuell umsetzen konnte. In diesem künstlerischen Schritt waren die Teilnehmenden eingeladen, ihre eigene Umgebung zu formen und so ihre verletzliche Seite sichtbar zu machen.
Alle entstandenen Sandbilder wurden anschließend Stoß an Stoß in einem Raster als Landschaft aus Sandbildern installiert. Nach einer bestimmten Präsentationszeit leitete das Team eine Auflösungszeremonie ein: Der Sand – Trägermaterial der Porträts – wurde wieder zusammengetragen und als Grundlage für neue Sandbilder in einer anderen Einrichtung genutzt, wo das Projekt als Kulturinitiative eine weitere Community entstehen ließ.